Bowen und Schwangerschaft

Hydration und Fluidität des Psoas sind Schlüssel für eine gesunde Schwangerschaft und Geburt. Ein gesunder Psoas ermöglicht mehr Bewegung im Bauchraum und im Zwerchfell, ebenso wie er dem Baby Raum für das Wachstum gibt. Ein angespannter, dehydrierter Psoas bewirkt das Gegenteil, er gibt dem Baby wenig Raum und zwingt es nach vorne oder unter die Rippen – unangenehm für Mutter und Baby. 

Bei der Mutter gibt es einige Gründe, warum die gesunde Funktion des Psoas beeinträchtigt sein könnte. Die Haltung spielt eine wichtige Rolle, da jede Sitzposition, in der die Knie höher als die Hüften sind, den Psoas einengt. Diese Haltung ist die typische „Couchpotato“-Position am Abend vor dem Fernsehen, aber es gibt sie auch am Arbeitsplatz. Viele Bürosessel sind zu niedrig, schwangere Frauen sollten so sitzen, dass das Becken gute 15 cm höher als die Knie ist – mit anderen Worten mit einem Kissen unter dem Po. Was eigentlich eine gute Position für jeden ist, der lange Zeit am Schreibtisch sitzt. Auch Männer können angespannte Psoasmuskeln haben. Hier könnte beim Sitzen am Schreibtisch ein Sitzball genutzt werden. 

Der Psoas kann auch in den „Schutzmodus“ getriggert wird. Um sich zu schützen, rollt sich der Körper zusammen – eine instinktive Haltung, die Tiere bei Bedrohung einnehmen. Dazu muss sich der Psoas anspannen. Diese Kontraktion kann von Kleinigkeiten ausgelöst werden, besonders wenn ein altes Trauma mitschwingt. Das bedeutet, dass auch (unbewusste) Erinnerungen den Psoas kontrahieren können. Wenn eine Frau also bereits eine besonders schwierige Geburt erlebt hat oder möglicherweise ihre eigene Geburt traumatisch war, aber auch wenn sie nur einen Autounfall hatte, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Psoas verspannt, je näher das Geburtsdatum (und daher je näher die vermutete Gefahr) kommt, besonders wenn mit Komplikationen zu rechnen ist. Auch aus diesem Grund sollte der Practitioner eine positive Einstellung zur Geburt fördern, statt Gefahren und Komplikationen  zu betonen.

Bowen Practitioner können viel für die Gesundheit des Psoas machen und sie sollten die Herangehensweise ändern, je nachdem ob der Psoas zu wenig benützt wird (und deshalb dehydriert, was ihn verkürzt) oder auf Grund eines Traumas wie Schleudertrauma, Unfall oder Operation kontrahiert ist. Es gibt direkte und indirekte Möglichkeiten auf den Psoas zuzugreifen, wie die Bowen Griffe am Zwerchfell, Becken, Nierenbereich und am Trochanter minor. Außerdem entwickelte Liz Koch in den USA ausgezeichnete Übungen für Frauen, um den Psoas zu lösen und mit ihm „in Kontakt zu kommen“. Sie sind sehr hilfreich, um dem Baby im Mutterleib ein gesundes Umfeld zu bieten und eine ruhige Geburt zu fördern (Koch 1981). Seit ich in meinem Buch (Wilks 2007) über verschiedene Möglichkeiten, den Psoas anzusprechen schrieb, kontaktierten mich viele Practitioner per E-Mail oder über soziale Netzwerke, um über erfolgreiche Lageänderungen von Babys im Mutterleib zu berichten, nachdem sie einem speziellen Bowen Protokoll mit Griffen am Becken, Zwerchfell und unteren Rücken gefolgt waren. Auch nach Anwendung von Akupunktur und Reflexzonenmassage wird Ähnliches berichtet.

Positive Einstellung

Therapeuten helfen während der Schwangerschaft oft entscheidend, wenn sie für Entspannung und Geborgenheit sorgen und ein positives Gefühl von Sicherheit vermitteln. Je positiver eine Mutter sich die Geburt vorstellen kann, desto wahrscheinlicher wird sie diese auch so erleben. Auch sollte jeder der mit schwangeren Frauen und Babys arbeitet, sich seine eigenen Themen mit Geburt ansehen und wenn es notwendig ist, auf deren Heilung hinarbeiten, damit keine unterbewussten negativen Gefühle aktiviert oder an schwangere Klientinnen weitergegeben werden

Ebenso wie Bowen hilft Entspannung und Wohlgefühl zu fördern, kann es die Haltung der Mutter und die Blut- und Nervenversorgung der Gebärmutter verbessern. Durch Bowen verbessern wir die Hydration und Flüssigkeit der Faszien und damit auch die Blut- und Nervenversorgung (Guimberteau 2010). Das ist für Strukturen wie die innere Beckenarterie wichtig, da sie die Plazenta und die Muskeln des unteren Rücken wie den M. psoas major und den M. quadratus lumborum versorgt. 

Haltung hat viel mit vom Umfeld bedingten Faktoren zu tun, etwa wie wir am Schreibtisch sitzen oder Auto fahren oder eher unbewusst, wie Stress oder Augenprobleme, die zu einer angestrengten Haltung führen können. Therapeuten können Müttern zeigen, wie sie gute, besonders entspannende Haltungen einnehmen können, die dem Fötus eine optimale Lage ermöglichen. Schreitet die Schwangerschaft voran und das Baby wächst, dann ändert sich der Schwerpunkt der Mutter und das kann zu übermäßiger Belastung des unteren Rückens und des Kreuzbeins führen.

Therapeuten können ihre Beobachtungen darüber, wie Mütter stehen oder sitzen, spiegeln. Es ist immer eine gute Idee für Therapeuten, die Haltung selbst (kurz) einzunehmen, um die tatsächliche Belastung und den Stress der Mutter selbst zu fühlen. Ein nützliches Werkzeug, hergestellt von Birth International (eine fantastische Quelle für alles im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt) ist ein „Schwangerschaftsbauch“, der jedem, der ihn trägt, das Gefühl schwanger zu sein vermittelt. 

John Wilks und Lina Clerke